Wie man Gewohnheiten durchbricht, Kommunikation vereinfacht und zur persönlichen Höchstform aufläuft
Themen rund um agile Methoden und New Work sind gerade hoch im Kurs. Nicht nur weil die heutige Arbeitswelt in einer Transformation steckt, findet ein großes Umdenken statt. Wer ebenfalls den Nerv der Zeit trifft, ist Katharina Krentz von der Robert Bosch GmbH. Sie durften wir vergangenen Freitag, am 6. März 2020, hier bei uns im IGZ Bamberg begrüßen. Eines ihrer vielen Steckenpferde ist Working Out Loud (kurz: WOL), eine Methode das eigene Wissen und Können sichtbar zu machen und mit anderen zu teilen. Mehr als 80 Workshop-Teilnehmer*innen wollten mehr dazu erfahren und ließen sich nur zu gerne auf diese kleine Lernreise ein. Die Erfahrungen des Publikums mit WOL waren dabei ganz durchmischt, von erfahrenen Circlern bis hin zum Neuling, der/die nur einmal reinschnuppern will. Und das Schöne dabei war: egal welcher Wissensstand, jeder wurde abgeholt. Das ausgesprochene Ziel von Katharina Krentz war, dass 80 % der Teilnehmer*innen im Anschluss Lust haben WOL auszuprobieren. Spoileralarm: Das hat sie geschafft!
Katharina Krentz selbst sagt, „für mich steht immer der Mensch im Mittelpunkt“, und das merkt man sofort. Ihr sympathisches und sicheres Auftreten sorgte für eine lockere Atmosphäre, in der sich alle Teilnehmer*innen wohlfühlten. Letztendlich ist genau diese Stimmung auch eine Intention von WOL – eine gemeinsame zielführende Kommunikation auf Augenhöhe, egal wem man gegenübersitzt.
Die WOL-Methode kurz erklärt
Aber was ist Working Out Loud denn nun konkret? Hier die Hardfacts:
- 12 Wochen
- 5 Menschen
- 5 Lernziele
- Wöchentliches Treffen (Dauer 1h)
Im Detail bedeutet das, dass sich optimalerweise fünf (drei oder vier funktionieren auch) Leute mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Netzwerken zusammenfinden. Je diverser der Circle, desto besser ist in der Regel das Ergebnis. Dabei hat jeder ein individuelles persönliches Ziel, dass er gerne in den 12 Wochen erreichen möchte. In diesem Zeitraum treffen sich die Teilnehmer*innen einmal wöchentlich für eine Stunde, egal ob persönlich oder virtuell, und tauschen sich über die Fortschritte, Probleme und Ergebnisse ihres WOL-Projekts aus. Eine Stunde scheint recht knapp…ist es auch! So hat jeder Circler nur wenige Minuten um vom eigenen Projekt zu berichten und es bleiben knapp 10 Minuten Diskussion bzw. Austausch je Ziel. Doch die engen Zeitvorgaben sind beabsichtigt und sollten auch eingehalten werden, denn so provoziert man einen fokussierten und konzentrierten Austausch, da die Ziele ja schließlich auch erreicht werden sollen. Wie diese Treffen ablaufen, ist übrigens genau definiert, mehr dazu unter www.workingoutloud.com/de/circle-guides.
Geprägt ist Working Out Loud grundsätzlich von fünf Elementen: Beziehungen (Vertrauen auf Augenhöhe, unabhängig vom Sachthema), Sichtbarkeit (die eigenen Arbeit teilen), Großzügigkeit (frei machen von der Vorstellung, etwas für sein eigenes Geben zurückzubekommen), wachstumsorientierte Haltung (wir können lernen, uns verändern und weiterentwickeln) und zielgerichtetes Suchen und Entdecken.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
So weit, so gut, doch bei vielen bleibt die Frage, wieso das Ganze? Wir leben in einer (Arbeits-)Welt, die von einer ständigen und rasanten Veränderung geprägt ist. Katharina Krentz erklärt: Der Mensch scheut sich oft Veränderungen mitzugehen und Neues zu testen, denn es ist tief in seinem Wesen verwurzelt, dass er ein Gewohnheitstier ist. Veränderungen kosten meist Zeit, Geld und Energie. Um einen Wandel herbeizuführen, benötigt es deshalb nicht nur neue Tools, sondern eine persönliche Weiterentwicklung. Nun ist es aber bekanntlich schwierig, das Mindset eines Einzelnen zu verändern, was jedoch gut funktioniert, ist, die Fähigkeiten dieses Einzelnen auszubauen und zu stärken. Mit kleinen (persönlichen) Erfolgserlebnissen, erreicht man so langfristig Veränderung.
Ganz entscheidend bei WOL ist also, dass die Teilnahme freiwillig und das Ziel ein persönliches ist. „Denn nur aus eigener Initiative heraus, entstehen die besten Ergebnisse, oft wissen auch die Mitarbeiter selbst, was am besten funktioniert“, so Katharina. Ein weiterer Tipp von ihr ist, Working Out Loud zunächst einmal privat auszuprobieren, bevor man es im Unternehmen einführt.
Wir starten das Experiment noch vor Ort
Um einen Einblick in die Funktionsweise von WOL zu bekommen, wurden nach der Theorie aus dem Stand heraus etwa 15 Circle zusammengewürfelt und mit Zettel und Stift ausgestattet. Jede/r Teilnehmer*in war nun gefragt 10 Fakten über sich selbst zu notieren. Im Anschluss wurden die Zettel im Uhrzeigersinn weitergeben und der/die Nachbar*in las diese vor – die anderen Teilnehmer*innen konnten entsprechend zustimmen. So entstand ein unkomplizierter persönlicher Austausch mit bis dahin völlig Fremden. So wird eine persönliche Ebene geschaffen und es findet ein gelösterer, vertrauensvollerer Austausch statt. Dieses Vorgehen funktioniert übrigens in fast jeder Runde zu fast jedem Anlass! Im nächsten Schritt wurden die persönlichen Ziele definiert und kurz vorgestellt. Es zeigte sich schon hier, dass diese die unterschiedlichsten Ursprünge haben. Ein Ziel war z. B. „Ich möchte mehr Hörer für meinen Podcast generieren“, das nächste „Ich möchte schneller gute Entscheidungen treffen“ oder auch „Ich möchte meine Social Media Skills professionalisieren“. Im dritten und letzten Schritt galt es eine Beziehungsliste zu erstellen. Damit ist gemeint, einige Personen zu notieren (und später auch zu kontaktieren), die einem möglicherweise behilflich bei der eigenen Zielerreichung sein können. In der Regel erweitert sich diese Liste während der 12 Wochen kontinuierlich, da das Netzwerk der anderen Circler ebenfalls einbezogen wird.
Bei allem Hype um Working Out Loud, sagt aber auch Katharina Krentz, dass die Methode nicht jedes Problem löst und sicher auch nicht die einzige Methode für Innovation ist. So zeigte sich zum Beispiel in der Vergangenheit, dass WOL zur Erreichung der allgemeinen Zielsetzung Im Unternehmen nicht geeignet ist, da hier die für den Erfolg meist unverzichtbaren Punkte „freiwillige Teilnahme“ und „persönliches Ziel“ fehlen. Nichtsdestotrotz haben bestimmt einige Besucher*innen am Freitag den letzten Anstoß bekommen, sich an ein Projekt zu machen, das man schon länger angehen wollte.
Am Ende bleiben ein großes Danke und hoffentlich viele neue Circle!
Wir wollen uns an dieser Stelle nochmal für den mitreißenden Vortrag bedanken und freuen uns, dass Katharina es geschafft hat, so viele Interessierte zu inspirieren. Die Workshop-Teilnehmer*innen konnten sich bei unserem Circle-Board eintragen – Lagarde1 hilft nun dabei die Interessierten zu vernetzen, umso einen oder mehrere neue Circle aufzubauen. Wir sind gespannt, was dabei herauskommt!
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