Kindergärten, Schulen und Kinderkrippen haben nun also seit einer guten Woche geschlossen. Nachdem ich erfahren hatte, dass uns eine mindestens fünfwöchige Schließung der Betreuungseinrichtungen bevorsteht, kam nach einer kurzen Sprachlosigkeit gemischt mit viel Ratlosigkeit und etwa Wut auf die Welt, mein Verstand wieder zurück und ich versuchte das Wochenende zu nutzen ein Netz aus Babysittern zu aktivieren. Gar nicht mal so einfach: beide Großeltern sind berufstätig und wohnen eine Stunde Fahrzeit entfernt, die Freunde ohne Kinder arbeiten ebenfalls. Nichtsdestotrotz wäre es mir mit viel Aufwand und tatkräftiger Unterstützung von Omas, Opa und Paten gelungen, zumindest für die erste Zeit, eine Betreuung auf die Beine zu stellen. Etwas Bauchweh hatte ich dabei, schließlich gehören die Großeltern der Risikogruppe an und eine fast Zweijährige den ganzen Tag zu bespaßen, kann es in sich haben. Was soll ich sagen: umgesetzt wurde der Plan genau einen Tag.
Die Situation verschärfte sich ja quasi stündlich und es war schnell absehbar, dass wir früher oder später alle – so weit möglich – aus dem Homeoffice arbeiten würden. Zudem wurde eine Oma krank, mein ausgeklügeltes Betreuungsnetzwerk fiel also zusammen wie ein Kartenhaus.
Ich war die erste aus dem Team, die ins Homeoffice geschickt wurde. Die Vorbereitungen dazu dauerten etwa zwei Stunden: der Büro-Laptop wurde entstaubt und eine VPN-Verbindung eingerichtet, Zugriff auf meine Mails habe ich dank Outlook Web Access. Slack und Trello nutzen wir ohnehin, das war auch schnell auf dem Handy installiert, noch eben ein paar Passwörter notiert und weg war ich.
Ich machte mir allerdings keine Illusion, dass das problemlos klappt – mir war klar, dass ich nicht auf meine Sollstunden komme und auch nicht die Möglichkeit haben werde mehrere Stunden am Stück zu arbeiten. Der Plan war ca. 1,5 Stunden morgens zu arbeiten bevor das Kind wach wird, den Mittagsschlaf zu nutzen, auch mal „Peppa Wutz“ als Babysitterin zu engagieren und zu hoffen, dass mein Mann pünktlich aus der Arbeit kommt. Der gehört übrigens zur „systemrelevanten Gruppe im Gesundheitswesen“, deshalb liegt in diesen Tagen die Kinderbetreuung größtenteils bei mir.
Schon am ersten Tag wachte meine Tochter viel früher als sonst auf, beim Daily – unserem täglich stattfindenden Termin mit dem gesamten IGZ-Team – saß sie auf meinen Schoß und mit Mama E-Mails zu schreiben ist auch viel spannender als ein Puzzle zu machen. Es ging also gut los, bereits an Tag 1 war mein Geduldsfaden merklich dünner geworden. Nach nun einer Woche im Homeoffice kann ich sagen: es ist besser geworden. Mittlerweile ist der Rest des Teams übrigens auch am heimischen Schreibtisch. Es ist zwar immer noch anstrengend und chaotisch, aber irgendwie klappt es am Ende eben doch. Sicher nicht mit geregelten Arbeitszeiten, viel „zwischendrin mal kurz machen“ und einer sehr erschöpften Mutter am Abend. Doch ich bin froh, dass ich die Möglichkeit überhaupt habe und mich nicht freistellen lassen muss. Das geht aber natürlich auch nur dank der Unterstützung des restlichen Teams. Keiner erwartet derzeit meine volle Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit, über meine unkonventionellen Arbeitszeiten wissen alle Bescheid und ich kann offen kommunizieren, wenn es bei mir mal nicht so rund läuft und ich meine Aufgabenliste nicht ganz abgearbeitet bekomme – das wird dann von den anderen abgefangen. Vielen Dank dafür…Teamwork rockt! Nichtsdestotrotz freue ich mich schon jetzt wieder darauf, eine richtige Mittagspause zu haben und einen Social Media Post zu machen, ohne dass kleine klebrige Finger nach meinen Handy greifen.