Am Donnerstag, den 08. Juli 2021 fand das Auftaktevent zum KI-Hub Bayern statt. Unter der Leitung von Thomas Kinkeldei und dem technischen Support von LAGARDE 1 nahmen rund 100 KI-Interessierte aus dem gesamten Freistaat teil.
Bayerisches Expertenwissen bündeln
Der erste Votrag des Abend kam von Vanessa Cann, der Geschäftsführerin des KI Bundesverbandes. Ziel des bundesweiten Vereins, so Cann, sei die Stärkung des KI-Ökosystems in Deutschland und der EU. Mittlerweile habe der Bundesverband über 300 Mitgliedsunternehmen – mit Bayern als größte Regionalgruppe, die sich schon auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit dem KI-Hub Bayern freue.
Dem folgte eine Begrüßung durch Thomas Kinkeldei, Initiator und Betreuer des KI-Hub Bayern. Der KI-Hub Bayern, so Kinkeldei, soll die bereits bestehenden Initiativen, Organisationen und Anlaufstellen des Freistaates bündeln.
Eine kurze Umfrage unter den Teilnehmern zeigte, dass die Mehrheit der Teilnehmer zwar ein fortgeschrittenes Wissen zu künstlicher Intelligenz hat, es sich aber durchaus auch Anfänger und sogar ein paar echte Experten unter ihnen befinden. Der Großteil der Teilnehmer arbeitet in der Software- oder Telekommunikationsbranche.
Da der KI-Hub vom Netzwerk lebt, startet Kinkeldei daraufhin prompt mehrere Breakout-Sessions in denen sich alle Teilnehmer in kleine Grüppchen besser kennen lernen konnten.
Eine KI-Agentur für Bayern
Weiter ging der Abend mit einem Vortrag von Laura Schulz, Managing Director der Bayerischen KI-Agentur. Die Agentur ist momentan noch im „Stealth-Mode“, weshalb sie wohl den wenigsten etwas sagen wird. Dabei handelt es sich jedoch um eine sehr vielversprechende Initiative dreier bayerischer Landesministerien:
- Wissenschaft & Kunst
- Wirtschaft, Landesentwicklung & Energie
- Digitales
Schulz war begeistert von der Leidenschaft des Netzwerkes und freute sich, erstmals von den spannenden Aufgaben der Agentur zu berichten. Diese soll nämlich, nebst Zusammenführung bayrischer Unternehmen, Startups, Inkubatoren und Forschungseinrichtungen, die „erste Anlaufstelle“ für KI-interessierte in Bayern werden. Um dies zu erreichen, so Schulz, ist die Agentur auf Hilfe und Feedback von KMUs, Experten und Netzwerken wie jenes des KI-Hubs angewiesen. Offizieller Launch der Agentur erfolgt zwar erst im Spätsommer 21. Allerdings lassen sich über die Website aiBavaria.de schon einige Impressionen erhaschen.
Ein Roboter als Personalchef?
Darauffolgend zeigte Jürgen Mangelberger von der Mangelberger Elektrotechnik GmbH den Teilnehmern, welchen enormen Einfluss KI bereits auf heute auf sein Unternehmen hat. So staunte das Publikum nicht schlecht, als Mangelberger folgende drei KI-Projekte vorstellen konnte, die den Bau von Schaltanlagen in seinem Betrieb fundamental transformiert haben:
- „Auto Engineering Support“: Eine KI verifiziert sämtliche Planungen und Pläne von Anlagen durch einen Vergleich mit allen bereits vorhandenen Plänen und produzierten Anlagen weltweit und korrigiert auf dieser Grundlage gegebenenfalls Planungsfehler der Ingenieure
- „Geodaten-basierte Bauteilbeschriftung“: Löst das Problem der Internationalisierung von Beschriftungen einzelner Werkstücke. Durch die Ermittlung von Geodaten und Auswertung des Kundenstandort wird die Bauteilbeschriftung sowie deren Schriftgröße und -format automatisch ohne das Zutun eines Menschen perfekt auf die Kundenbedürfnisse angepasst.
- „Predictive Scheduling“: Bei der Abstimmung eines Produktions- bzw. Liefertermins für eine Anlage können Mangelberger-Kunden direkt mit der entsprechenden Maschine kommunizieren, die aufgrund der vorhandenen Daten dann entsprechend Personal-, Ressourcen- und Zeitaufwand einteilen kann. Dadurch kann bereits vor dem eigentlichen Auftrag durch Erfahrungswerte eine Prognose der benötigten Kapazitäten angestellt werden.
Die Montagezeit einer Anlage habe sich bei Mangelberger dank KI & Automatisierung von rund 60 auf lediglich 6 Stunden reduziert. Dabei ging es Jürgen Mangelberger niemals um Personalabbau – vielmehr sehe er die KI als Unterstützung der vorhandenen Manpower. So verhelfe die maschinell gesteuerte Personalplanung generell zu abwechslungsreichen Tätigkeiten, die den Mitarbeitern zu einer körperlichen Gleichbelastung verhelfe, die bei traditionell eher monotonen Arbeitsabläufen so nicht möglich sei.
Die Mangelberger Elektrotechnik, so Jürgen Mangelberger, sei vor allem durch KI und Automatisierung weiterhin im internationalen Markt sehr konkurrenzfähig.
Allerdings solle man auch immer die Ethik hinter einem KI-Projekt bedenken und klare Grenzen ziehen – könne man einen Personalchef doch nie ganz durch eine Maschine ersetzen.
Genug Theorie – ab in die Praxis!
Auch Dr. Hendrik Brakemeyer, Head of AI Journey bei AppliedAI, sprach über KI in der pratkischen Anwendung. Gemeinsam mit vielen großen Partnern wie Google, BMW, Nvidia und der Telekom hat sich AppliedAI namensgetreu dem Ziel verschrieben, Künstliche Intelligenz in die tatsächliche Anwendung zu bringen. AppliedAI unterstützt interessierte Unternehmen und Individuen dabei durch Beratung, konkrete Strategien und Schulungsangebote.
Um Künstliche Intelligenz auch in kleine und mittelständische Unternehmen zu tragen rief AppliedAi das neunmonatige Programm KI Transfer Plus ins Leben. Dieses wird durch regionale IT-Zentren getragen und begleitet interessierte Unternehmen phasenweise von ersten Experimenten mit KI über die Anwendung und Implementierung bis hin zur Perfektion und Expertise.
Nach diesen unglaublich interessanten Beiträgen erinnerte Thomas Kinkeldei nochmals an die eigentliche Funktion des KI-Hub Bayern. Es gehe vor allem um den Vernetzungsgedanken und den regen Austausch zwischen Unternehmen, Organisationen und Individuen – egal ob regional oder themenspezifisch. Der Hub fungiere dabei lediglich als Impulsgeber und Plattform, während die Inhalte und Initiativen vom Netzwerk selbst kommen sollen.
Künstliche Intelligenz trifft BioTech
Als letzter Speaker des Abends wurde Prof. Dr. Haralabos Zorbas zu Thema KI in der Forschungslandschaft Bayerns begrüßt. Zorbas ist Geschäftsführer der IBB Netzwerk GmbH, dem größten Netzwerk für industrielle Biotechnologie in Bayern und Geschäftsstelle der Clusterplattform Biotechnologie.
Mit über 165 Mitgliedsunternehmen und -organisationen hat die IBB Netzwerk GmbH insgesamt schon über 60 große Forschungsprojekte realisiert, wie z.B. das renommierte Projekt „Ethanol aus Stroh“.
Vor allem die angeschlossenen Netzwerke MoDiPro und BioMed-IoT haben einen starken Bezug zur Künstlichen Intelligenz. Geplant, so Zorbas, sei ein Verbund zum Thema KI in der Biotechnologie durch Sammlung von Interessenten, gemeinsamen Treffen und natürlich auch Konzeption und Realisierung von KI-Projekten.
Next Steps
Zum Abschluss des Auftaktevents richtete Thomas Kinkeldei nochmals das Wort ans Publikum, um die nächsten Schritte des KI-Hub zu verkünden. So soll der Aufbau eines digitalen Kommunikationskanals via Slack Schritt für Schritt zur Austragung von Initiativen & Events führen. Irgendwann, so Kinkeldei, soll die Führung und Organisation des Netzwerkes komplett an einen institutionellen Träger übergeben werden.
Nach dieser spannenden Reihe von Vorträgen konnten die Teilnehmer sich weiter über die Onlineplattform Wonder.me vernetzen und den Abend im geselligen Zusammensein ausklingen lassen.