Das erste Event von LAGARDE1 über die Methode Working-Out-Loud mit Katharina Krentz war auch zugleich das letzte in Präsenzform vor dem Beginn der Social-Distancing-Maßnahmen. Das ist mittlerweile fast drei Monate her. Zeit, um einmal bei der WOL-Community nachzuhaken, die sich seitdem in Bamberg gebildet hat. Während eines einstündigen Q&As beantwortete Krenz dieses Mal online alle Fragen, die sich bei den Teilnehmer*innen zu WOL aufgetan hatten. Die Fragen sowie die Antworten und Tipps der deutschlandweiten WOL-Pionierin haben wir hier zusammengefasst.
Zunächst noch einmal die Kurzbeschreibung dessen, was WOL ausmacht: Fünf Menschen gehen gemeinsam für zwölf Wochen auf eine Lernreise und helfen sich gegenseitig dabei, ein selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Übergeordnet geht es darum, strukturiert, angenehm und professionell Netzwerken zu lernen. Eine ausführlichere Erklärung dazu gibt es auch schon auf dem Blog von LAGARDE1 über unserer erstes WOL-Event im März.
Nun aber zu den gesammelten Q&As:
- Das Netzwerken durch lockeres Beisammensein vor und nach Veranstaltungen fällt aktuell weg. Kann WOL dabei helfen, in diesen Zeiten besser virtuell zusammenzuarbeiten?
„Gerade jetzt hilft WOL“, ist sich Krentz sicher. Der Umgang mit Menschen, die schon Mal WOL gemacht haben, sei mit mehr Freude verbunden, denn diese hören besser zu, „machen kein Small-Talk-Blabla und sind Menschen, die sehr andockfähig sind“ – und das eben auch in Videokonferenzen.
- Sollte man die Wochensitzung vorbereiten oder das gemeinsam in der Stunde tun?
Das ist abhängig von dem Wochenthema und der Gruppe selbst. Krentz empfiehlt: Wenn man weiß, dass eine Sitzung strukturell auf viel Interesse bei allen Circle-Mitgliedern stoßen wird, dann kann sie auch jeder schon vorbereiten – so bleibt mehr Zeit für spannende Gespräche über das Wochenthema.
- Wie kann man als Fortgeschrittener WOLer auch noch Tiefe und Lernerfolge aus den Circles ziehen?
Krentz befindet sich gerade in ihrem zehnten (!) WOL-Circle. Und erklärt: Sie nutze WOL mittlerweile als Arbeitsmethode, um fokussiert zu sein. Außerdem hat man nie ausgelernt, sie legt den Teilnehmer*innen nahe, an internationalen Circles und in verschiedenen Fremdsprachen teilnehmen, wenn man sich neu herausfordern möchte. Mit jedem Circle lerne man immer neue Wege und Methoden, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Was wichtig ist, denn: „Man nutzt im Alltag immer nur etwa zwei Wege – weil diese funktionieren – einfach Mal das Profil schärfen und neue Wege testen“, empfiehlt Krentz.
- Welche Rolle spielt Twitter bei WOL?
„Man lernt an Twitter die Kraft der Netzwerke kennen,“ bringt es die WOL-Pionierin auf den Punkt. Sie rät, einfach Mal offen zu sein und sich für eine Circle-Dauer darauf einzulassen. Dadurch könne man auch neue Kreise erreichen. Das größte Problem sein wir immer selbst „Menschen entscheiden aufgrund von Befürchtungen, ohne es je ausprobiert zu haben.“ Die Empfehlung also: einfach Mal machen, auch wenn man vielleicht kein Fan von Social Media ist.
- Wie funktioniert WOL innerhalb kleiner Unternehmen, in denen sich alle Teammitglieder schon relativ gut kennen?
„Der AHA-Effekt“ tritt mit Fremden stärker auf“, gibt Krentz zu bedenken, allerdings sei es trotzdem „ein riesiges Geschenk“ für das Team, weil man dadurch stärker zusammenrücken würde. Das ergibt sich durch die neue Ebene, die man zwischenmenschlich mit der WOL-Methode eröffnet: Wer bist du und wohin willst du?
- Wie findet man ein gutes Thema bzw. Ziel für sich, mit dem man sich während der zwölf Wochen beschäftigen kann?
Die Frage aller Fragen. Der ultimative Tipp von Krentz zielt auf etwas sehr Simples und zugleich Herausforderndes ab. Es geht darum, aufmerksam durch den Alltag zu gehen und sich zu vergegenwärtigen, worauf man neugierig ist. Mit ihrem Beispiel kann sicherlich jeder etwas anfangen: Man soll einen Begriff zum Thema nehmen, der einem immer wieder begegnet, aber von dessen Bedeutung man eigentlich keinen Schimmer hat. „Das Ziel kann sehr niedrigschwellig sein“, ermutigt sie. Und für den Circle selbst spiele es eine untergeordnete Rolle, es gehe vielmehr darum „Feedback zu bekommen, eigenverantwortlich zu sein und crossfunktional zusammenzuarbeiten.“
- Kann man mehrere Circles gleichzeitig besuchen?
Können ja, das liegt an jedem selbst. Krentz war einmal in zwei Circels aktiv und wollte dies ausprobieren. Aber schnell „war es zu viel, ich habe irgendwann überall dasselbe Thema genommen.“
- Was sind Tipps, wenn man konzernübergreifend WOL aufbauen möchte?
Deutschlands WOL-Pionierin gibt darauf konkrete Handlungsempfehlungen und erleichtert damit vielleicht einigen das Pitchen von WOL bei ihren Arbeitgebern:
- WOL darf kein Selbstzweck sein, sondern braucht einen Sinn für das Unternehmen
- Möglichst bunte Teams sollten zusammengestellt werden – abteilungsübergreifend
- Einen möglichst offenen Kanal zur Kommunikation über WOL wählen (FYI: das ist keinesfalls E-Mail). Das hat einen sehr elementaren Grund: Viele Menschen beobachten erst gerne, bevor sie mitmachen – diese Möglichkeit kann man über einen Kanal mit niedrigen Zugangshindernissen schaffen
- Aufklärungsarbeit immer auf zwei Ebenen leisten: Was bringt WOL dem Individuum? Was bringt WOL der Firma?
- Über welche Tools sollte WOL stattfinden? Braucht es ein Social Intranet?
Klare Antwort: Nein. Viel wichtiger: Offenheit und Mut. Vernetzungsmöglichkeiten gibt es auch im Web, technisch sei das alles kein Problem, so Krentz.